Madonna und Diktator

Spiegel:

„Warum sollten wir uns seiner schämen?“ Josef Stalin als Transparent im Hintergrund, auf dem Mosaik zur Siegesfeier 1945.

Aber leider verstehe sich die russische Kirche längst als Kirche des wieder­auferstandenen russischen Imperiums – und in dieser Logik seien Stalin und Putin so unverzichtbar wie Nikolaus II., der letzte Zar: „Sie stehen für die Kontinuität des Imperiums.“Armee und Kirche argumentierten, es sei durchaus üblich, Kirchen zur Erinnerung an Siege zu errichten – etwa an den Sieg über Napoleon. „Aber früher richtete sich das Gedenken auf die Gefallenen. Jetzt richtet es sich auf den militärischen Triumph selbst. Es wäre ehrlicher, diese Kirche dem Kriegsgott Mars zu weihen“, sagt Tschapnin.

Vater Andrej Kurajew, Verfasser eines viel benutzten Religionsschulbuches und mittlerweile ein scharfer Kritiker der Kirchenspitze, nennt den neuen Kirchenbau „ein Symbol unserer Epoche und Zeugnis einer neuen Religion.“ Er meint damit: Russlands neue staatliche Ideologie, eine „Zivilreligion“, in der Putin als Erbe des Sieges im Großen Vaterländischen Krieg eingesetzt wird.

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