Ein zerbrochenes Land

Jörg Wimalasena, Die Zeit:


Man stelle sich für einen Augenblick vor, Donald Trump hätte nie die politische Bühne betreten, wäre nie US-Präsident geworden. Wie würden die USA heute aussehen?

…in vielen Belangen die gleichen USA, die uns heute begegnen. Wer sich die Regierungsbilanz von Barack Obama und das wenig ambitionierte soziale Wahlkampfprogramm Hillary Clintons anschaut, kann kaum zu einem anderen Schluss kommen. Es wären die USA, in denen weiterhin Millionen Menschen keine Krankenversicherung haben, Millionen Kinder hungern und Millionen Menschen von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck leben. Die USA, in denen ein Prozent der Bevölkerung 80 Prozent des Vermögens besitzt.

Sollte Joe Biden die US-Wahl gewinnen, wird er ein Land übernehmen, das nicht nur wegen der Covid-Pandemie in Trümmern liegt. Die USA wurden durch Jahrzehnte wirtschaftsliberaler Politik sozial und ökonomisch tief gespalten. Daran haben auch die Demokraten einen großen Anteil. Fast 40 Prozent der Bevölkerung konnten schon vor Ausbruch der Pandemie eine überraschende 400-Dollar-Rechnung nicht bezahlen, junge Erwachsene schleppen Zehntausende Dollar an Studienschulden mit sich herum, lebenswichtige Medikamente sind für Teile der Bevölkerung nicht bezahlbar und die wachsenden gesellschaftlichen Gegensätze manifestieren sich regelmäßig in Gewalt, Massenprotesten und einem allgemeinen Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen.

Reformen sind dringend nötig
Einfach zu den vermeintlich besseren Zeiten vor Donald Trump zurückzukehren, wird deshalb kaum möglich sein, auch wenn viele Demokraten sich danach sehnen.

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