Eisenbahnpartisanen

taz:

Insgesamt 66 Jahre Straflager unter verschärften Bedingungen: So lauten die Urteile, die am Dienstag in der belarussischen Stadt Gomel gegen drei Angeklagte ergangen sind. Die Männer waren beschuldigt worden, Sabotageakte auf die belarussische Eisenbahn verübt zu haben.

Am 28. Februar 2022 und damit vier Tage nach dem Beginn von Russlands Angriff auf die Ukraine sollen die Angeklagten während der Offensive russischer Truppen aus der Region Gomel auf die ukrainische Hauptstadt Kyjiw einen Relaisschrank auf der Linie Scherdz–Ostankowitschi im Bezirk Swetlogorsk in Brand gesteckt haben.

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Men­schen­rechts­ak­ti­vis­ten hatten sie als politische Gefangene anerkannt. Davon gibt es laut der belarussischen Menschenrechtsorganisation Vjasna (Frühling) in Belarus derzeit 1450 (Stand: 28. Dezember 2022).

Die jetzt Verurteilten werden den sogenannten „Eisenbahnpartisanen“ zugerechnet, die seit Kriegsbeginn immer wieder öffentlich in Erscheinung getreten sind. Dabei handelt es sich um Aktivisten, die gezielt Anschläge auf die Infrastruktur der Eisenbahn verüben, um so russischen Truppen Versorgungs- und Nachschubwege abzuschneiden.

Ende November hatte das russischsprachige oppositionelle Informations­portal Nastojaschee vremja unter Berufung auf belarussische Ermittlungsbehörden von derzeit mehr als 30 Strafverfahren gegen sogenannte Eisenbahn­partisanen berichtet. Einigen von ihnen droht sogar die Todesstrafe, die in Belarus, als einzigem Land in Europa, immer noch vollstreckt wird.

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