Robert Pausch, Die Zeit:

Überhaupt konnte man in den letzten Tagen von allen möglichen Grünen-Abgeordneten Dutzende Variationen von Trump-Vergleichen lesen, was aus grüner Sicht natürlich eine angenehm diskursordnende Funktion hat: Man selbst gehört zu den Guten, die anderen hingegen verbreiten Fake News, sind Populisten und führen einen „Propagandakrieg“, was wiederum einen bemerkenswerten Bruch mit der politischen Philosophie der Partei markiert.

Die ganze programmatische, strategische und rhetorische Arbeit der Grünen seit 2018 basierte darauf, zu integrieren und zu moderieren, kurz: eine gesellschaftliche Polarisierung zu vermeiden. Nun gibt man sich der Polarisierung genüsslich hin. Plötzlich befinden sich die Grünen dort, wo sie eigentlich nie sein wollten: im Schützengraben. Dummheiten gibt man nicht mehr zu, sondern streitet sie ab. Statt Demut herrscht mit einem Mal Larmoyanz, moralische Selbstüberhöhung, strukturelle Nöligkeit. Statt zu attackieren, wird lamentiert. So brauchen die Grünen keinen Donald Trump, um die Fehler der Clinton-Kampagne zu wiederholen. Es reicht schon Armin Laschet.

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